Als Modulbauer in Spur N suche ich nach Möglichkeiten, meine Module auch jenseits von Fahrtreffen sinnvoll einsetzen zu können. Anfangs dachte ich dabei immer an 1 oder 2 Wender, um zu Hause aus meinen Einzelmodulen eine »richtige Anlage« zu machen ... habe mich von dieser Vorstellung aber inzwischen gelöst.
Die betriebstechnisch anspruchsvollere Alternative dazu ist ein Fiddleyard (zu gut Detusch »Grabbelbahnhof), also ein nicht gestalteter offen zugänglicher Abstell- und Rangierbahnhof.
Was mich daran stört, ist der Umstand, dass ich bei der gewünschten Anzahl von 8 bis 10 Gleisen für das verzweigende Weichenfeld viel Länge "verschenke", die ich lieber für gestaltete Streckenmodule zur Verfügung hätte. Wenn man dann noch eine Umsetzmöglichkeit für Loks haben möchten, ohne den Fünffinger-Kran einzusetzen, dann wird das Teil noch länger. Was also tun?
Ich suche nach technischen Alternativen, die meinen Vorstellungen eher entsprechen. Eine könnte so aussehen:
Eine Zug-Segment-Drehscheibe: Technisch anspruchsvoll, aber lösbar ... allerdings mit dem Nachteil, dass das Ausschwenken der Apparatur zu Lasten der Gleisanzahl bei meiner vorgegebenen Modulbreite von 40 cm geht.
Ich habe mich inzwischen entschieden, eine Schiebebühne zu bauen, die auf einem insgesamt 120 cm langen und 40 cm breiten Modul Platz findet. Die Nutzgleislänge beträgt 94 cm, auf beiden Seiten gibt es einen Gleisstutzen von 13 cm, der beim umsetzen Loks aufnehmen kann. Durch den beidseitigen Gleisstutzen kann die Schiebebühne links oder rechts an Module angesetzt werden.
Ich werde die Planung und den Bau der Schiebebühne in diesem Thread dokumentieren.
Edit: Titel aussagekräftiger umformuliert
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Zitat von jaffa:
Durch den beidseitigen Gleisstutzen kann die Schiebebühne links oder rechts an Module angesetzt werden.
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Gute Idee ! Lassen wir uns überraschen.
Gruß Martin
Modellbahn ist immer ein Kompromiss - machen wir das Beste daraus.
Die Schiebebühne nimmt langsam Formen an. Zur Erinnerung ... so sieht der Plan aus:
Das Holz für die beiden Modulkästen ist gesägt, gebohrt und der Rahmen für die Schiebebühne ist inzwischen verleimt und verschraubt, die Schubladenauszüge sind montiert:
Material: Stirnbretter + Spantenbretter für Auszüge = Kiefersperrholz 12 mm, seitliche Bretter = Kiefernsperrholz 10 mm.Schubladenauszugs-Beschlag: verschachtelter, kugelgelagerter Vollauszug von Hettich (No. 02880), der 350 mm lang ist und sich über die volle Länge auf 350 mm ausziehen lässt und bis 25 kg belastbar ist (29 Euro)
Die Flexgleise liegen bereit. Ich habe dafür GT-Flexgleis gekauft (von www.flexgleise.de); 20 Stück mit 720 mm Länge für 37,90 ... Stückpreis also 1,90 Euro.
Der Schubladenauszug ist die tragende Basis der Konstruktion; spannender wird der Führungsmechanismus, der dafür sorgt, dass die Bühne mit ihren Gleisen passgenau an den Stutzen einrastet. Lasst euch überraschen ...
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Es geht jetzt weiter mit dem Führungsmechanismus. Die wichtigsten Bestandteile: zweimal zwei Messingstreifen 400 x 10 x 2 mm, davon jeweils ein Streifen mit Bohrungen 2 mm im Abstand der Gleise und ein Streifen mit nur einer Bohrung, die den Verriegelungsstift führt. Die angesenkten Bohrlöcher sind für die Befestigung an den Bühnenflanken. Außerdem zwei Elektromagneten, an deren Hebel 2-mm-Schrauben befestigt sind; eine der abgebildeten Schrauben ist an der Spitze bereits konisch angeschliffen:
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Ich finde dies ein äusserst spannendes Projekt - auch wenn ich meist schweigend zuschauen werde. Mach weiter so!
Felix
Alles sollte so einfach wie möglich sein - aber nicht einfacher.
Danke Felix, für die Ermunterung! Gestern Abend habe ich den nächsten Schritt gemacht:
Die beiden Elektromagneten samt Führungsschiene sind montiert:
Eine kurze Erklärung zu den Elektromagneten: Obwohl die Bühne selbst von Hand bewegt wird, habe ich mich für eine elektrische Entriegelung entschieden, weil sonst die dritte Hand fehlt. Entriegelt wird links und rechts, während mit der anderen Hand die Bühne bewegt wird. Natürlich hat es mich in den Fingern gejuckt, auch die Bühnenbewegung zu elektrifizieren … aber das wäre unsinnig, weil – genau wie beim Fiddleyard – man auch hier bei der Bedienung unmittelbar an Ort und Stelle ist.
Ich habe die gezeigten Magneten benutzt, weil ich davon noch ein knappes Dutzend rumliegen hatte … irgendwann preiswert bei eBay für unter einem Euro pro Stück geschossen. Für diesen Zweck sind sie eigentlich nicht optimal, weil durch den Hebel der Entriegelungsstift leicht verkantet wird.
Besser geeignet wäre ein Hubmagnet, bei dem sich der Entriegelungsstift konzentrisch in der Mitte der Spule bewegt. Also z.B. so etwas wie der EDE Typ TDS-04C, Hersteller-Nr. 3100015, Conrad-Nr. 503562-62; Preis bei Conrad 5,12 Euro.
Direkter Link zum Elektromagneten 503562-62
Auf die Schubladenauszüge ist ein Holzstreifen aus 16-mm Multiplex geschraubt. Diese Holzstreifen dienen als Auflage für die Platte mit dem Gleisfeld; an den Stirnflächen wir das Gegenstück zum Entriegelungsmechanismus geschraubt:
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Schrittweise geht es weiter:
Die Auflagebretter für Gleisstutzen und Schiebebühnengleise sind angebracht, die Vorbereitungen für das Verlöten der Gleisenden sind gemacht: an den Modulköpfen geschieht das auf »klassische“ Art und Weise mit Messingschrauben, auf die die Gleisenden gelötet werden. Zur Schiebebühne habe ich mit 2-Komponenten-Kleber Platinenstreifen aufgeklebt, weil das angesichts von 12 Schienen (= 24 x 2 zu verlötende Gleisenden) die einfachere und elegantere Methode ist.
Da die Schiebebühne vorrangig anlalog betrieben werden soll, kann jedes Gleis einzeln mit Fahrstrom beschaltet werden.
In den noch offenen Teil der Abdeckung wird ein kleines Fahrpult eingelassen: ein Jörger-Fahrregler für feinfühliges Rangieren, ein Schalter für Fahrtrichtungswechsel und der Taster für die Entriegelung der Schiebebühne.
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Die Gleisstutzen sind gelötet:
Ich hatte als Lötbasis gelochte Rasterplatinen genommen. Meine Idee dabei: die einzelnen Lötpunkte sind bereits voneinander isoliert und ich kann mir anschließend das Trennen der Leiterschicht zwischen den Gleisen sparen. Das ist zwar richtig, aber die Lötpunkte können sich ablösen, wenn man beim Löten zu stark erhitzt.
Bei einem neuen Anlauf würde ich durchgehend beschichtete Pertinaxplatten nehmen und die Isolationsschnitte mit der Trennscheibe einfräsen.
Das Löten geht bei 350 Grad und schnellem Arbeiten, wenn man kein Radiolot verwendet, sondern mit Lötöl bzw. Lötwasser und normalem (Tiffany-)Lot arbeitet. Erst werden die Lötpunktreihen und die Gleisunterseiten mit Lötwasser benetzt und verzinnt. Dann wird das Gleis auf die Lötstelle gepresst und nur noch die Schiene von der Außenseite mit dem Lötkolben erhitzt, bis das Lot schmilzt.
Die Stromzuführungen für die Gleisstutzen sind um die Messingschrauben am Modulkopf gewickelt, verlötet und durch eine Bohrung zwischen den Schienen nach unten geführt.
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Die Verlegung der Gleise auf der Schiebebühne hat begonnen ... drei von zehn Gleisen sind verlegt:
Mit einem Waggon wurden die Übergänge getestet. Das Dämmmaterial hat sich an der Schalterreihe gelöst und muss noch einmal nachgeklebt werden. Die Stromzuführungen sind an die Bühnengleise noch nicht angelötet; dieses und die Verdrahtung mit den Schaltern folgt erst, wenn alle zehn Gleise liegen.
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N
Zwischendurch habe ich die kleine Schalttafel gezeichnet, die am rechten Gleisstutzen montiert wird:
Sie enthält den Entriegelungstaster für die Schiebebühne, die Bohrungen für den Jörger-Fahrregler und außerdem versorgt dieses Modul den benachbarten Industriegleisanschluss mit Fahrstrom. Deshalb sind hier die Kippschalter eingebaut, mit denen sich die Gleisabschntte dort stromlos schalten lassen. Die Weichen beim Industriegleisanschluss werden ganz bieder über einen Mechanismus in der Modulfront nach der Methode Carsten-Eisfeld von Hand geschaltet.
Zur Herstellung der Schalttafel: der Ausdruck auf Papier wird rückseitig mit doppelseitig klebender Folie beschichtet (Grafikerbedarf) und auf eine 3-mm-Bastelplatte aufkaschiert (Forex o.Ä.). Dann wird die Vorderseite mit matter Selbstklebefolie beschichtet. Anschließend werden die Bohrungen mit einem Körner markiert und mit scharfen Bohrern vorsichtig gebohrt. Vorsichtig deshalb, damit Folie und Papier an den Bohrlochkanten nicht zu sehr ausfransen. Da die Ringschrauben der Schalter den Randbereich später abdecken, sind aber gewisse Toleranzen "erlaubt".
Gruß --- Jürgen . . . Mein aktuelles Projekt: Innerstetalbahn, Ep. 2, Spur N