Inhalt
1. Beispiele Bahnhofsdatenblätter
2. Klassifizierung von Güterwagen
3. Beispiele für Betriebe mit Gleisanschlüssen
• Schotterverladung / Granitwerk
Um halbwegs realistischen Güterverkehr abbilden zu können, muss man einiges über das Frachtaufkommen in konkreten Zusammenhängen wissen. Da kann man sicherlich von den FREMO-Kollegen lernen. Und man sollte sich über den Bedarf an ein- und ausgehenden Lieferungen der Betriebe informieren, für die man Gleisanschlüsse auf der Anlage vorsieht. Das soll hier beispielhaft an einigen Betrieben gemacht werden.
Felix Geering gab den guten Tipp, nach dem Stichwort Bahnhofsdatenblatt zu gurgeln. Das ist recht ergiebig! Ich stieß dabei u.a. auch auf diese Seite, bei der für die Anschlussbahn Mühlenroda (Thür.) das Frachtaufkommen, teilweise mit deklarierten Tagesmengen z.B. für eine Leuchtmittelfabrik, ein Antennenwerk u.a. aufgelistet ist.
Nicht jeder Betrieb, für den man den Verkehr im Modell abwickelt, muss auch auf der Anlage sichtbar sein. Über das Freiladegleis und die Laderampe der Ortsgüteranlage eines Bahnhofs können natürlich Betriebe "versorgt" werden, die sich im Off der Modellanlage befinden.
Egal ob Gleisanschluss eines einzelnen Unternehmens oder Ortsgüteranlage eines Bahnhofs … am Ende der Planungs- und Recherchearbeit sollte ein Datenblatt herauskommen. Mir hat sehr gut gefallen, wie das Wolfgang Dudler für seinen Bahnhof Naumburg gelöst hat (siehe Abbildung). Auf der Seite sind neben Fotos von Vorbild und Modell auch eine pdf-Datei des originalen Bahnhofs-Handbuches hinterlegt. Ob man beim Datenblatt die Nutzgleislängen mit Achsenanzahl oder in Metern angibt, ist dabei eher eine Marginalie … wichtiger ist es, dass so ein Datenblatt überhaupt existiert, um sinnvollen Verkehr abbilden zu können, und dass der Gleisplan der Betriebsstelle mit den definierten Transportanforderungen eine stimmige Einheit bildet.
Am besten ist es (wie so oft und wie auch das Beispiel Naumburg wieder zeigt), wenn man sich so weit wie möglich an der Realität orientiert.
Ebenfalls gut dokumentiert sind die Betriebsstellen Hemelingbostel und Ölmühle Brinkmann von Dieter Lemmermann im Stummiforum. Hilfreich ist hier insbesondere, dass neben den Bahnhofsdatenblättern auch beispielhaft die Frachtkarten gezeigt und beschrieben werden ... denn das ist ja der nächste konsequente Schritt für einen realitätsnahen Betrieb.
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Gattung | Bezeichnung |
E | Offene Wagen der Regelbauart (stirn- und seitenkippbar mit flachem Boden) |
F | Offene Wagen der Sonderbauart (z.B. mit Schwerkraftentladung) |
G | Gedeckte Wagen der Regelbauart (mit wenigstens 8 Lüftungsöffnungen) |
H | Gedeckte Wagen der Sonderbauart (z.B. Schiebewandwagen) |
I | Wagen mit Temperaturbeeinflussung (Kühlwagen mit Isolierung, Luftumwälzung, Eiskästen) |
K | Flachwagen der Regelbauart mit 2 Radsätzen (mit klappbaren Borden und Rungen) |
L | Flachwagen mit unabhängigen Radsätzen der Sonderbauart (z.B. für Autotransport) |
O | Gemischte Offen-Flachwagen der Regelbauart (mit klappbaren Borden und Rungen) |
R | Drehgestell-Flachwagen der Regelbauart (mit klappbaren Stirnborden und Rungen) |
S | Drehgestell-Flachwagen der Sonderbauart (z.B. Teleskophaubenwagen) |
T | Wagen mit öffnungsfähigem Dach (z.B. Schiebedach, Rolldach, gedeckte Schüttwagen) |
U | Sonderwagen (nicht unter Gattung F, H, L, S, oder Z) |
Z | Kesselwagen (Behälter aus Metall für Transport flüssiger oder gasförmiger Güter) |
Gruppe | Gattungsz.* | Wagenart |
Gedeckt | ||
G | G/GG | gedeckte Wagen, gedeckte großräumige Wagen, Stallungswagen, Kühlwagen (bis 1951) |
T | T/TT | Kühlwagen |
K | K/KK | Klappdeckelwagen |
V | V | Verschlagwagen |
Offen | ||
O | O/OO | offene Wagen, Selbstentladewagen, Kübelwagen |
R | R/RR | Rungenwagen |
S | S/SS | Schienenwagen, Flachwagen, Tiefladewagen |
H | H | Schemelwagen |
X | X/XX | Arbeitswagen |
BT |
BT |
Behältertragwagen |
Z | Z/ZZ | Kesselwagen |
*Ab 1951 „Gruppenzeichen"
Gütereingang: | (1.) Braugetreide, Hopfen, Kohle/Öl (2.) Verpackung: leere Flaschen, leere Fässer, leere Getränkekisten, Retour-Leergut | ||||
Wagentypen | zu (1.) | Schüttgutwagen, Selbstentladewagen, ggf. Kesselwagen (für Öl) | z.B.: | ||
zu (2.) |
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Güterausgang: |
(1.) Bier in Flaschen, Fässern und ggfs. Tanks (2.) Produktionsabfälle (Braukuchen/Trester) |
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Wagentypen | zu (1.) | insbesondere Kühlwagen, evtl. auch spezielle Flachwagen mit Tanks | z.B.: | ||
zu (2.) | Offene Güterwagen | z.B. | |||
Anmerkungen/ Besonderheiten | Hopfen wird natürlich auch benötigt … aber in Kleinstmengen: 600 g reichen für 1.000 Liter Bier |
Gütereingang: | Rohstoffe: (1.) Rohpappe, Bitumen, Split (2.) Primärenergie (Öl oder Gas); (3.) Verpackung: Paletten, Karton u.a. | ||
Wagentypen | zu (1. + 3.) | Rohpappe: alle Arten gedeckter Güterwagen, Ep. IV: Schiebewandwagen; Bitumen: Kesselwagen; Split: Schüttgutwagen, Selbstentladewagen |
z.B.: Hbillns, Gbs, Hbfs, Gs, Gas(s), Gabs(s), Habiss |
zu (2.) | Kesselwagen | ||
Güterausgang: |
(1.) Dachpappe aller Art, (2.) Produktionsabfälle |
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Wagentypen | zu (1.) | alle Arten gedeckter Güterwagen, Ep. IV: Schiebewandwagen | z.B.: Hbillns, Gbs, Hbfs, Gs, Gas(s), Gabs(s), Habiss |
zu (2.) | Offene Güterwagen | z.B. Eaos | |
Anmerkungen/ Besonderheiten |
Gütereingang: |
(1.) Rundmaterial/Stahl |
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Wagentypen | Gattung | Anmerkung | Wagenmenge/Zeiteinheit | |
zu (1.) | R, O | Flachwagen, offene Wagen | 2/Woche | |
zu (2.) | G, H |
alle Arten gedeckter Güterwagen, Ep. IV: Schiebewandwagen | Gehäuse: 2-3/Woche; Zahnräder 1/Woche; Kleinteile: 2-3/Woche; Getriebeöl: 1/Monat | |
Güterausgang: |
(1.) fertige Getriebe, Getriebeteile (2.) Dreh- und Fräsabfälle/Späne |
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Wagentypen | Gattung |
Anmerkung |
Wagenmenge/Zeiteinheit | |
zu (1.) | G, H |
alle Arten gedeckter Güterwagen, Ep. IV: Schiebewandwagen |
5/Woche | |
zu (2.) | E, O | z.B. Eaos | 1-2/Monat | |
Anmerkungen/ Besonderheiten | Angaben angelehnt an das Datenblatt von Christian Lindecke für sein Modul »Zahn & Sohn« |
Gütereingang: | Rohstoffe: (1.) Quarzsand, Kalk, Soda, Altglas sowie diverse Chemikalien zum Einstellen der Glaseigenschaften. Für die Glaserzeugung sind hohe Temperaturen notwendig, deshalb hoher Bedarf an (2.) Primärenergie (Öl oder bevorzugt Gas); für (3.) Verpackung außerdem: Paletten, Karton, Plasikfolie u.a. | ||
Wagentypen | zu (1.) | Schüttgutwagen, Selbstentladewagen, Staubgutwagen (Kalk) | z.B.: Otmm 70 (ab 1964: Eds 090, (ab 1980 Fcs 090), Falns, |
zu (2.) | Kesselwagen | ||
zu (3.) | alle Arten gedeckter Güterwagen, Ep. IV: Schiebewandwagen | z.B.: Hbillns, Gbs, Hbfs, Gs, Gas(s), Gabs(s), Habiss | |
Güterausgang: |
(1.) Paletten/Kisten/Kartons mit Glasflaschen (bei Hohlglas/Behälterglas) bzw. |
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Wagentypen | zu (1.) | alle Arten gedeckter Güterwagen, Ep. IV: Schiebewandwagen | z.B.: Hbillns, Gbs, Hbfs, Gs, Gas(s), Gabs(s), Habiss |
zu (2.) | wie 1. aber auch Flachwagen mit Transportbehältern/ -gestellen | ||
Anmerkungen/ Besonderheiten | Wichtigster Rohstoff für die Erzeugung von Glasbehältern ist mittlerweile Altglas: Glasflaschen bestehen zum Teil aus bis zu 90% Altglas, da dies als Rohstoff an sich schon billiger ist und zusätzlich der Energieverbrauch geringer ist. |
Hier liegt noch keine Tabelle wie bei den anderen Betrieben vor. Ich habe aber eine interessante Schemazeichnung mit Gleisplan gefunden, die Aufschluss über Bestandteile und Abläufe einer Zuckerfabrik gibt.
Die Zeichnung stammt aus der Abhandlung von Dr. Heinz August Heiner: »Die Rationalisierung des Förderwesens in Industriebetrieben«, Heft 14 des Industrieseminars der Universität Köln, Verlag Duncker und Humblot, Berlin 1961
Die Ausweichanschlussstelle (Awanst) Heberndorf an der thüringischen Sormitztalbahn ist sehr gut dokumentiert, so dass hier der Verweis auf die entsprechenden Websites ausreicht:
Verladesstelle Schotterwerk Heberndorf (Modellbahnclub Orlabahn)
Awanst Heberndorf, Gleisplan + Fotos